Immer wieder lese ich, dass Geschlecht im Sinne von Gender eine Sache der persönlichen Wahl wäre.

Wer wählt da eigentlich?

Wenn frühpubertierende Menschen das Gefühl haben, sie seien nicht eins, sondern Körper und Seele seien in Sachen „Geschlecht“ entzweit, dann kann man wohl kaum von einer freien Wahl sprechen.

Wenn lebensältere Menschen wie ich plötzlich erkennen, dass Körper und Seele in Fragen des Geschlechts nicht im Einklang sind, dann ist auch das kein Wahlakt.

Es ist…

Es ist vermutlich schon immer da. Es ist möglicherweise in viel mehr Menschen angelegt, als es sichtbar ist. Es ist da, auch wenn das Individuum es unterdrückt.

…für mich…

Für mich ist im Rückblick klar, dass „Genderfragilität“ und „Nicht-Binarität“ bei mir schon in der frühen Pubertät vorhanden waren. Ich spielte lieber mit Mädchen „Mädchenspiele“. Ich verkleidete mich mit Kleidern und Unterwäsche meiner Mutter. Ich las „Mädchenbücher“ und liebte Puppen.

…befreiend.

Endlich habe ich zu mir gefunden. In fünfzig Jahren war es immer da und in kleinen Portionen habe ich es ausleben können. Doch nun bin ich einen großen Schritt gegangen und lebe es in der Öffentlichkeit. Im Moment sehe ich für mich keine vollständige Transition, weshalb ich mich auch nicht als Transfrau bezeichne (aktueller Stand), sondern als Nicht-binärer Mensch mit Tendenz zur Weiblichkeit.

Und ja: es ist eine Wahlsache

Du hast die Wahl, ob Du Du selbst sein will, wenn Du fühlst, dass Du nicht komplett bist, so wie Du bist.

Du hast die Wahl, der oder die oder ? zu sein, der/die/? Du schon immer sein solltest.