Transition

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Hier geht es um mich.

Die Transition geht voran

Aktuell nehme ich eine hohe Dosis Östrogen-Gel und zusätzlich Testosteronblocker. Das führt zu einer Mischung aus Pubertäts- und Wechseljahresphänomenen.

Die körperlichen Veränderungen gehen langsam voran, was wohl an meinem Alter und meiner ausgeprägten Muskelmasse liegt. Doch mental geht es mir gut.

Der Antrag auf Personenstandsänderung und Änderung des Vornamens ist gestellt. Nach aktuellem Recht muss ich nun noch zwei Gutachten anfertigen lassen und es dauert. Doch auf das neue Selbstbestimmungsgesetz, mit dem die Ampel sich völlig verheddert hat, will ich nicht warten. Es gibt starke Anzeichen, dass das nichts wird.

Nach den ersten Trainings im November kamen neue Aufträge für Seminare und Beratung bzw. Coaching. Auch für das 51. Jahr meiner Berufstätigkeit habe ich bereits einen Auftrag im Herbst in den Büchern stehen.

Der Start als Trainerin

Im November war es endlich soweit!

Ich hatte im Sommer meine aktuellen Kunden über meine Transition unterrichtet und ihnen mitgeteilt, dass ich – auch bei bereits terminierten Seminaren – nur noch als Frau auftreten könne und werde.

Die Rückmeldungen waren erfreulich bis berührend und immer positiv.

Nach einer Verschiebung wegen Krankheit ging es dann in der ersten Novemberwoche los.

Onlineseminar in Englisch über drei Tage mit jeweils dreieinhalb Stunden. Die meisten Teilnehmerinnen waren junge Musliminnen aus Malysia. Sie gingen ganz unbefangen und natürlich mit der Situation und mit mir um.

Ein offenes Seminar in der dritten Novemberwoche erreichte leider nicht die erforderlichen Anzahl Anmeldungen. Doch zwei Unternehmerinnen wollten unbedingt und so veranstalteten wir ein individuelles Verhandlungscoaching in einem Hotel. Zwischendurch spazierten wir über den bereits eröffneten Weihnachtsmarkt zum Ratskeller für ein leckeres Mittagessen und anregende Gespräche abseits des Seminarthemas.

Ein weiteres offenes Seminar in der letzten Novemberwoche war so gut gebucht, wie schon lange nicht. Niemand hatte sich nach bereits erfolgter Anmeldung von der Nachricht, dass eine Transfrau das Seminar durchführt, abschrecken lassen. Und die finale Aussendung mit neuer Vita brachte reichlich neue Anmeldungen.

Im Januar wartet das nächste Onlineseminar und dann geht es in ein hoffentlich Coronafreies Seminarjahr. Unterbrochen von meinen körperlichen Anpassungen.

Geburtstag

Ja tatsächlich schon 65.

An meinem Geburtstag waren wir im Zeik in Hamburg. Ein super Menü und viel Spaß.

Und das Geschenk meiner Frau war ein Besuch bei ihrem Friseur (reiner Damenfriseur)

Sie viele Locken. Ach ja: Die Augenbrauen habe ich mir vor Kurzem auch machen lassen.

Weiter auf Reisen (3)

Zur Pride-Week in London

Ganz ungeplant stellte ich bei meiner Ankunft in London fest, dass gerade Pride-Week ist.

Aber erstmal in ein Pub und ein Pint trinken. Dazu – nach langer Wartezeit und zweimaligem Reklamieren – Fish&Chips.

Sogar der Himmel spielte mit:-)

Und dann tatsächlich ein unschönes Erlebnis. Bei Marks&Spencer – Schaufenster ganz rechts! – wollte ich einige Teile anprobieren: „No man allowed here!“ war die Ansage der Verkäuferin. Ich sollte tatsächlich mit den ganzen Klamotten in den zweiten Stock, um sie in der Herrenabteilung anzuprobieren. Ich habe sie überzeugt, dass das so nicht geht und sie wies mir dann eine Kabine zu, aber eigentlich hätte ich mir das Anprobieren sparen können. Denn irgendwie war die Lust etwas zu kaufen dahin.

Die neue Skulpturensammlung in Southwark hat mich fasziniert.

Zum ersten Mal nepalesische Küche. Sehr schmackhaft.

Dann mit dem Eurostar wieder zurück in die Heimat. Und Corona im Gepäck. Eingefangen im ICE von Frankfurt nach Erfurt. Mit Maske.

Das hielt mich/uns aber nicht davon ab, im August wieder loszufahren.

 

 

Weiter auf Reisen (2)

Alleine unterwegs mit Mietwagen in Südengland

Von Heathrow fuhr ich mit dem Mietwagen weiter durch Kent zur Küste nach Ramsgate.

In Ramsgate. Mit anhänglicher Katze, die unbedingt mit ins Hotel wollte.

Über Canterbury wieder Richtung London.

Aber zuerst zwei Tage Seminar

Bevor es weiterging war ich zwei Tage bei einem Kunden und habe dort ein Seminar geleitet.

Weiter auf Reisen

Noch mehr Reisen – noch mehr Eindrücke

Nach der Reise nach Kopenhagen im April ging es im Jahr 2022 und zum Jahreswechsel 22/23 weiter mit diversen Reisen.

Ende Juni, Anfang Juli waren wir gemeinsam in Liverpool, Manchester, Coventry, Oxford und auf dem Land dazwischen mit Auto und Bahn unterwegs. Zweimal im Sterne-Restaurant und mehrfach in schönen Pubs.

Und natürlich Afternoon-Tea. Hier bei Selfridges in Manchester.

Geburtsdinner in Liverpool ganz oben. (Nicht mein Geburtstag!)

Über Tissington hatten wir kurz vor Abreise einen Fernsehbericht gesehen. Und hatten ganz in der Nähe bei Ashbourne für zwei Nächte reserviert. So sind wir bei schönstem Sommerwetter nach Ashbourne gefahren und dann nach Tissington spaziert. Ein wahrhaft fernsehtaugliches englisches Dorf mit einem Landadeligen, der über alles wacht.

Coventry kann einem aufs Gemüt schlagen und gleichzeitig Hoffnung machen, was entstehen kann.

Sagte ich schon: „Ich liebe Afternoon-Tea!“ Hier im Bicester-Village. Einem riesigen Outlet-Center.

In Oxford. Mit vielen Neu-Studenten, die gerade die Houses bezogen. Weshalb manches gesperrt war, was man sonst besichtigen kann. War aber auch so genug für einen Tag.

Zum Abschluss der gemeinsamen Tage nochmal Sterneküche im Nut Tree Inn. Es war toll!

Am nächsten Tag flog meine Ehefrau wieder nach Hause und ich weiter nach Süden.

 

Im Seminar: akzeptiert, gemocht, bestärkt

Die letzten beiden Tage waren unfassbar beglückend und emotional bereichernd.
Gleichzeit anstrengend an der Grenze zur Überforderung.

Positive Psychologie

Darum ging es im Seminar bei der ABB in Pößneck. Und neben interessanten Einblicken in dieses Thema und spannenden Übungen und Interventionen bekam ich ein nicht erwartetes Maß an Zuwendung von allen Teilnehmern.

Alle – Männer und Frauen – haben mich von Anfang an herzlich aufgenommen, akzeptiert und integriert. Vom Jüngsten mit 21 Jahren, bis zur Zweitältesten, die mein Jahrgang ist.

Nach zwei Tagen, die wie im Flow vergangen sind, bin ich am Rande der emotionalen Überforderung tief beglückt und sehr müde nach Hause gefahren.

Fremde Welt

Für „Normalmenschen“ sind Transmenschen etwas ungewohntes und fremdes. Nichts, womit man sich beschäftigt im Alltag, solange es einen nicht betrifft. Ja, man hat davon gehört oder gelesen. Aber wir Nicht-Binären, nicht Rollenkonformen, Transpersonen sind letztlich doch so selten, dass es kaum eine Notwendigkeit gibt, sich damit zu beschäftigen. Viele in dieser „Community“ vergessen das nach meinem Eindruck leider viel zu oft.

Freundliche Fragen und ehrliches Interesse

Ich bekam, beginnend in der ersten Übung in kleiner Runde, viele Fragen gestellt. Manche kamen immer wieder, bis ich allen und jeder geantwortet hatte. Denn JA, ich habe die Fragen beantwortet, die mir mit ehrlichem Interesse und auch einer gewissen Ehrfurcht gestellt wurden:

  • „Seit wann weißt Du das?“
  • „Wird man so geboren?“
  • „Was sagt die Ehefrau und die Familie?“
  • „Wie ist das in der Öffentlichkeit?“
  • „Wie ist das, wenn Du nicht gerade in der Großstadt bist?“
  • „Bist Du körperlich denn noch ein Mann?“
  • „Willst Du das ändern?“
  • „Was passiert da alles in der Transition?“
  • „Wie hast Du denn als Mann geheißen?“

Ja, ich habe sie alle beantwortet. Und auf das Thema „Dead-Name“ hingewiesen, was großes Stirnrunzeln hervorgerufen hat.

Feedback

Als ich selbst am Ende Feedback zum Seminar gegeben habe, wurde ich von positiven Emotionen fast weggespült und war ganz nahe an den Tränen. So überwältigt war ich von der positiven Kraft, die ich hier erfahren durfte.

Das Feedback, das ich selbst bekommen habe: authentisch, kraftvoll, toller Mensch, glaubwürdig, liebenswert, …

Und dann noch…

Im Hotel wurde ich sehr freundlich behandelt. In der Innenstadt und im Bäckerei-Café habe ich mich wohl gefühlt. Und beim Abendessen in einer klassischen Gaststätte mit Riesenportionen Thüringer Küche wurde ich ebenfalls freundlich und ganz normal behandelt. Wie eine Frau eben.

Wenn Du dich entschieden hast, wird es leicht.

Das ist ein Satz, den ich früh in meiner Coaching-Ausbildung gelernt habe. 

Und über die Jahre meinen Klienten immer wieder gesagt habe. Jetzt, nach drei Jahren, seit ich mich entschieden habe, zu meiner individuellen Geschlechtlichkeit zu stehen, kann ich auch in diesem Fall sagen: „STIMMT!“

Doch Du musst nach der Entscheidung auch beginnen und stets weiter vorwärts gehen. Und ja, es gibt Widerstände – innere und äußere. Und ja, es gibt Unverständnis. Doch es wartet Selbsterfüllung, wahres Ich und Glück.

#non-binary #anders #trans #transfrau #genderfragil

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